16.November 2017 ;Leseprobe zu Dark Spirit-Das Vermächtnis

Ihr Lieben,

nur noch acht Tage bis zur Veröffentlichung meines neuen Romans. Es wird immer aufregender.

Um die Spannung noch ein wenig zu steigern, veröffentliche ich hier heute eine Leseprobe für Euch.

Ich hoffe Ihr habt viel Spaß dabei. Und wenn Ihr schon mal da seid, hinterlasst gerne einen Eintrag im Gästebuch. Ich würde mich riesig freuen.

Alles Liebe

Eure Silvia

 

Ther’s pictures of you and I

on the walls around me.

The way that it was

and could have been surrounds me.

I’ll never get over you

walking away.

      Aus „Tonight I wanna cry

                        Von Keith Urban

 

 Erschrocken wich sie zurück. Beschämt darüber, sich so kurz nach dem Tod ihres Mannes in den Armen eines Anderen zu finden. Was war nur mit ihr los? Kiran war immer ein Bestandteil ihres Lebens gewesen, nicht zuletzt als ihr Schwager. Doch alles Weitere hatte sie aus ihrem Kopf, ihrer Seele und ihrem Herzen gebannt. An jenem Tag, da sie Tristan das Ja-Wort gab.

Sie streckte die Hand aus und berührte mit zitternden Fingern den goldenen Anhänger, welcher auf seiner Brust ruhte. Halb vom Brusthaar verborgen, spiegelte er das schwache Licht, welches aus dem Nebenzimmer herein fiel.

Andächtig schloss sich ihre Hand um das Schmuckstück, dessen edles Material noch Kirans Körperwärme trug.

„Ich kann nicht glauben, dass du ihn noch immer trägst“, flüsterte sie so ergriffen, dass ihr fast die Stimme versagte.  Die Finger seiner linken Hand schlossen sich um ihre, während er mit der Rechten behutsam ihr Kinn anhob, um ihr in die Augen sehen zu können.

„Seit jenem Tag, als du mir die Kette angelegt hast, habe ich sie nicht mehr abgenommen, Juls.“ In seinen Augen lag ein Verheißen, das sie ängstigte und ihr zeitgleich einen Schauer des Begehrens über die Haut jagte.  Seine Stimme klang dunkel und rau als er flüsterte: „Wir sind wie Engel mit nur einem Flügel…“

„…müssen einander umarmen, um fliegen zu können“, vollendete sie ehrfürchtig den Satz mit ihm.

„Du erinnerst dich daran?“

Ein trauriges Lächeln zeichnete sich in seine Züge.

„Ich erinnere mich an jede Sekunde dieses Abends. An jedes Wort, das wir gesprochen haben. Jeden Kuss, den wir geteilt haben…“ Blitzschnell legte sie ihm einen Finger auf die Lippen und brachte ihn somit zum Schweigen.

„Psst…Bitte, Kiran. Tu das nicht. Nicht heute Nacht.“ Ihre Stimme bebte, so sehr nahm der Moment sie gefangen. Sekundenlang schien es ihm nicht zu gelingen sich von ihr zu lösen, dann jedoch siegte der Verstand über das Herz. Mit einem leichten Nicken löste er widerstrebend seine Hand von Ihrer.

Julia öffnete die Finger und betrachtete den feingearbeiteten Engelsflügel in ihrer Handfläche. Sicher kein Meisterstück, aber mit Abstand das Wertvollste, was sie je gearbeitet hatte.

Ganz am Anfang ihrer Ausbildung zur Goldschmiedin, hatte sie eben jenen Flügel für Kiran kreiert. Einen für ihn, und das passende Gegenstück für sich. Damals hatte sie geglaubt, die Welt läge ihnen zu Füßen. Das Leben selbst, glänzend, wie dieses Stück Gold in ihrer Handfläche vor ihnen. Nur wenige Monate später war Kiran aufgebrochen in ein Leben, in dem es augenscheinlich keinen Platz für sie zu geben schien. Einmal mehr hatte sie in dem zarten Alter von siebzehn Jahren, so alt wie Damian heute war, erfahren müssen, wie unendlich schmerzhaft Verluste waren.

Mit dem Daumen strich sie behutsam über das feingearbeitete Relief der Federn, spürte einen Hauch der Freude von damals, als sie Stunden damit zugebracht hatte, jede Einzelheit fein hervor zu heben.

„Warum verliert man immer die, die einem am liebsten sind?“ Sie wusste nicht genau, ob sie die Frage Kiran oder sich selbst stellte. Unsicher hob sie den Blick und sah ihn an.

„Jaden, der plötzlich und unvermutet aus dem Leben gerissen wurde.“ Eine Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel bei dem Gedanken an ihren Bruder, der gerade volljährig war, als er diesem schrecklichen Unfall zum Opfer fiel. Bis heute wusste sie nicht genau, was an jenem Tag geschehen war. Stets hatte man sie damit getröstet, dass sie noch zu jung sei um das Unfassbare zu begreifen. Sie war jung gewesen, zwölf Jahre alt. Doch auch später hatte sie niemand wirklich darüber aufgeklärt, was in jener Nacht geschah. Ihre Mutter, dachte sie voller ungebändigtem Schmerz, war dem Sohn nur wenige Monate später in das kühle Grab gefolgt.

Kiran hob die Hand und wischte die Träne fort. Etwas Apathisches lag in seinem Blick, das sie ängstigte.

„Von all meinen Brüdern war Jaden immer der, der mir am nächsten stand. Ihn zu verlieren war…“ Sie schüttelte den Kopf. Der Worte beraubt, versuchte sie sich zu fangen.

„Und dann du.“ Mit dem Finger strich sie behutsam über die tiefe Narbe, welche seine rechte Augenbraue in zwei Teile spliss. Kiran zuckte erschrocken zusammen. Julia hatte plötzlich den Eindruck, dass er tausende Kilometer entfernt schien. Sein Körper, so dich bei ihr, dass seine Wärme sie wie eine Liebkosung umfing. Sein Geist jedoch, schien auf einer anderen Ebene zu verweilen.

„Dich zu verlieren, Kiran, hat mich fast meines Verstandes beraubt. Von einer Sekunde auf die Nächste warst du fort. Über Nacht. Ohne jeglichen Abschiedsgruß…“ Der Schmerz ließ ihre Stimme brechen.

„Julia…“, sagte er heiser, und in diesem einen Wort lag so vieles verborgen, dass es sie ängstigte, diese Dinge zu ergründen. Sie hob die Hand und brachte ihn zum Schweigen, bevor er weiter sprechen konnte.

„Du musst mir nichts erklären, Kiran. Die Zeit für Erklärungen ist lange vorbei…“ Unter dem Schleier ihrer Wimpern hindurch begegnete sie seinem Blick. Schuld und Sühne sprachen zu gleichen Teilen daraus. Berührten sie so tief, dass sie versucht war, sich seinen Erläuterungen hinzugeben. Zu erfahren, was ihn damals dazu veranlasste, alle Brücken hinter sich nieder zu reißen. Was es war, das noch heute diesen gequälten Ausdruck in seinen Augen heraufbeschwor.

Mit einem tiefen Aufstöhnen zog er sie in seine Arme und ließ sich mit ihr auf die Matratze sinken.

„Ich verspreche dir, ich werde dich nicht anrühren. Aber ich könnte es nicht ertragen, dich in einer solchen Nacht allein zu lassen. Zu wissen, das du hier liegst, gequält von Selbstzweifeln, die dir aufgebürdet wurden“, flüsterte er rau. Sie hob das Kinn und sah ihn an. Mit dem Finger strich er zärtlich über ihre Wange, fuhr durch die dichten Strähnen ihres dunkelroten Haares.

„Du hast dir nichts vorzuwerfen, Julia. Du warst Tristan stets eine treue, sorgende Ehefrau. Jeder, der etwas Anderes behauptet, lügt.“

Sie senkte die Lider aus Angst, er könne die erschreckende Wahrheit in ihren Augen lesen. Körperlich war sie Tristan treu gewesen, doch ihre Seele und ihr Herz hatten stets nach etwas verlangt, das er ihr nicht geben konnte, egal wie sehr er sich auch mühte.

 

Der Mond warf sein schwaches Licht durch die Fuge, welche sich zwischen den schweren, samtenen Vorhängen, die den Blick durch das Fenster hinaus in die Nacht verbargen, bildete. Eine schmale Schneise aus milchigem Glanz, die in den stillen Raum floss und einen unwirklichen Eindruck hinterließ. Fast so, als seien sie des Ortes und der Zeit versetzt. Fernab all des Kummers und des Leides, das so ungestüm über sie herein gebrochen war.

Julia spürte Kirans kraftvollen Körper dicht an dem Ihren. Sein Atem strich ruhig und gleichmäßig, wie eine sanfte Berührung, durch ihr Haar, vermittelte ihr ein Gefühl der Geborgenheit. Etwas, das sie lange vermisst hatte. Ihr Kopf ruhte auf seinem Arm. Den anderen hatte er fest um ihre Mitte geschlungen, so, als gedachte er, sie niemals wieder los zu lassen.  Sein Geruch, seine Wärme, die vertraute Nähe seines Körpers, all das fühlte sich an, als hätte es nie eine Trennung gegeben. Als gehörten all die Jahre der Vergangenheit einem Leben an, dem sie nicht zugehörig war. Dies war der Ort, wo sie hingehörte. In die Arme eines Mannes, gegen den sie sich viel zu lange gewehrt hatte. Sie sehnte sich zutiefst danach, jede Nacht so neben ihm einzuschlafen und am Morgen, wenn die Sonne sie in den frühen Stunden wach küsste, neben ihm zu erwachen. Seinem Atem zu lauschen, wann immer es ihr möglich war. Jede seiner Bewegungen dicht neben sich wahr zu nehmen. All das waren Wünsche, die ein schmerzhaftes Brennen in ihrer Brust verursachten, konnten sie doch nie der Wirklichkeit entsprechen. Sicher, sie war frei…doch Aaron würde Kiran an ihrer Seite, als Tristans Nachfolger, niemals gutheißen. Und das Vertrauen, welches sie Kiran entgegen brachte, stand auf wackeligen Beinen. Auch wenn ihr Herz sich noch immer zu ihm hingezogen fühlte, konnte sie den Schmerz, den er ihr damals durch sein Fortgehen zugefügt hatte, nicht außer Acht lassen. Die tiefen Wunden waren kaum vernarbt.

Sie drehte sich mit einem leisen Aufstöhnen auf die Seite.

Ein Windstoß blähte die karminroten Behänge vor dem geöffneten Fenster zu geisterhaften Wesen auf und ließ sie leicht erschauern.

Kiran war ein rastloser Mensch geworden. Nirgends wirklich heimisch. Die Frauen in seinem Leben waren nichts anderes als nette Anhängsel. Da war kein Platz für eine Frau mit zwei halbwüchsigen Kindern, in deren Leben er sich vermutlich nur schwer einfühlen konnte.

Dass sie überhaupt darüber nachsann, so kurz nachdem sie ihren Mann zu Grabe getragen hatte, beschämte sie zutiefst.

Doch Tristans Worte hallten ihr wieder und wieder in den Ohren, nicht erst seit dem Traum vor wenigen Stunden, sondern täglich, seit jener verhängnisvollen Nacht, die alles veränderte.

Ihr Fühlen, ihr Denken, ihr ganzes Sein stand seit jenen schrecklichen Minuten in Frage.

Sie hatte ihn geliebt, so wie sie ihn lieben konnte, weil sie der festen Überzeugung war, dass Liebe keine tiefere Ebene erreichte. Die Empfindungen, die sie einst mit Kiran geteilt hatte, in den frühen Jahren ihres Erwachsenwerdens, hatte sie unter dem Begriff Strohfeuer verbucht. Nichts, was von dauerhafter Existenz war. Dennoch hatte es alles, was sie danach erlebte, in den Schatten gestellt.

Kiran hatte ihr Herz auf eine Weise berührt, dass allein der Gedanke daran heute noch so schmerzhaft war, dass sie nur selten die Kraft fand ihn zuzulassen.

Sie streckte den Arm aus und verschränkte ihre Finger mit den Seinen. Die Wärme seiner Haut übertrug sich gleich einem Brandmal auf sie.

Ein Ansturm von Gefühlen drängte auf sie ein, so dass sie ergeben die Augen schloss, in dem Versuch, die quälenden Bilder beiseite zu schieben. Eine einzelne Träne löste sich dabei von ihren Wimpern und tropfte auf die bloße Haut von Kirans Arm.

Augenblicklich zog er sie im Schlaf enger an sich.

„Nicht weinen, Fay“, murmelte er träumend in ihr Haar. „Alles wird gut.“

Bei der Erwähnung des Kosenamens, erstarrte Julia augenblicklich. Ihr Herz schlug einen so donnernden Takt gegen ihren Brustkorb, dass sie sicher war, dieses Geräusch müsse Kiran wecken. Doch sein gleichmäßiger Atem strich über sie hinweg.

Wie lange lag es zurück, dass er sie bei diesem Namen genannt hatte? Sie konnte sich kaum erinnern.

Hatte sie doch selbst fast vergessen, dass er je existierte.

Still fragte sie sich, wer der Mann war, der hier dicht neben ihr lag. Sie hatte angenommen, dass die Zeit damals mit ihr, für ihn nicht mehr als eine süße Erinnerung war. Eine zarte Jugendliebe, deren Erlöschen genauso schnell nahte, wie sie entbrannt war. Sie hatte in der festen Überzeugung gelebt, dass er fort gegangen war, weil ihm schlichtweg der Mut fehlte, die Beziehung zu ihr zu beenden.

Und als er dann, Jahre später, kurz vor ihrer Eheschließung mit Tristan wieder auftauchte, hatte sie vermutet, er wolle sich lediglich beweisen, dass er noch immer bei ihr landen könne. Seine ehrenhaften Absichten, die er stets beteuerte, hatte sie nicht einmal angezweifelt. Sie hatte sie schlichtweg gar nicht erst geglaubt.

Erst sein zärtlicher Abschiedskuss später am Pavillon, sein ernsthaftes Bekenntnis, er liebe sie, hatten sie nachdenklich gestimmt. Dennoch war es ihr gelungen, die Gedanken daran weitestgehend zu verbannen. Kiran hatte ihr in den Jahren an Tristans Seite niemals wieder seine Gefühle offenbart. Er hatte Wort gehalten und sich zurückgenommen. Sie war einfach davon ausgegangen, dass seine Liebe in all den Jahren längst erloschen war.

Aufstöhnend wandte sie den Kopf und sah ihn an.

Der Mond teilte seine Züge in Schatten und Licht. Zeichnete feine Linien um die vollen Lippen, die auch im Schlaf ein angespannter Zug prägte.

Julia hob die Hand und strich zärtlich durch das volle Haar, welches an den Schläfen von einem leicht silbrigen Schimmer überzogen war.

Ein Gefühl der Beklemmung stieg in ihrer Brust auf. Was bedeutete es, wenn ein Mann nach einer so langen Zeit der Trennung, noch immer den Schmuck seiner ersten Liebe trug? Was sagte es aus, wenn er im Schlaf ihren Kosenamen nannte, der ihrem eigenen Geist schon fremd schien?

Zärtlich strich sie mit den Fingerspitzen über seine Wange, spürte den rauen Bartwuchs unter der Haut.

Angst und Schuld peitschten in ihrem Herzen auf. Angst davor, dass sie vielleicht vor Jahren den Mann verraten hatte, der sie einst aus tiefstem Herzen liebte. Dessen Liebe so stark war, dass sie ein Leben überdauerte. Und Schuld, weil sie fürchtete, durch eine nicht gelebte Liebe, deren Existenz jedoch unterschwellig zumindest für alle Außenstehenden spürbar war, das Glück vieler Menschen auf dem Gewissen zu haben.

„Mein Gott Kiran, was haben wir nur getan?“

Sie barg ihr Gesicht an seiner Brust und lauschte stumm seinem Herzschlag, der rhythmisch und unendlich vertraut seinen Körper mit Leben füllte. Etwas, das Tristan auf ewig verwehrt blieb.

 

Achtzehn

Affären entstehen nicht nur aus Problemen,

sie sind auch immer ein Lösungsversuch.

                                                     Unbekannt

 

Am Horizont brach mit zartem Schimmer der Morgen an. Färbte Wasser und Land in einen zuckrigen, rosa Ton.

Jeder Schritt auf dem Kies unter seinen Füßen, durchbrach die Stille des neubeginnenden Tages mit einem rauen Knirschen. In der kühlen Morgenluft hinterließ der Atem kleine, weiße Wolken, als Kiran sich antrieb und die letzten Meter, über dem Strandabschnitt südlich der Stadt, sprintend zurücklegte.

Atemlos, mit brennenden Lungen, gespreizten Beinen und nach vorn geneigtem Oberköper blieb er schließlich, dem Meer zugewandt, stehen. Die Hände auf die Oberschenkel gestützt, beobachtete er das Naturschauspiel, welches die aufgehende Sonne bot. Silbriger Glanz legte sich auf die sanft gekräuselte Oberfläche des Wassers, spiegelte das Spiel der sich formierenden Wolken am heller werdenden Himmel.

Um diese Zeit hatte er den Strand für sich allein. Schon früher hatte er es geliebt, in den Tagesanbruch hinein zu laufen. Sozusagen der Sonne entgegen. Dieser besonderen Stunde, kurz bevor das Licht über den Horizont stieg, haftete etwas Ursprüngliches, absolut Reines an. Der Tag in seiner ganzen Blüte lag noch gänzlich unberührt vor ihm.

Sich aufrichtend, wischte er sich mit dem Stoff seines Shirts den Schweiß vom Gesicht.

Heute war es ihm nicht gelungen, den Gedanken und Gefühlen, die in seinem Inneren wie ein Wirbelsturm tobten, davon zu laufen.

Die vergangene Nacht hatte Fragen aufgeworfen. Fragen, von denen er glaubte, sie seien schon vor Jahrzehnten beantwortet worden.

Die Sonne stieg höher und breitete den gleißenden Glanz ihres Lichtes über den Küstenabschnitt. Kiran schirmte seine Augen mit der Hand ab und beobachtete in der Ferne einen einsamen Küstenkreuzer.

Fast hätte er Julia geküsst. Die Witwe seines Bruders. Der Gedanke durchzuckte ihn ebenso schmerzhaft wie erschreckend. Bei Gott, er schwor, er hatte es keineswegs darauf angelegt. Aber er hatte sich so sehr danach gesehnt, dass er fast verzweifelt gegen ihren Rückzug protestiert hätte. Und doch wusste er, dass dieser Weg nicht gangbar war. Tristan war kaum drei Wochen tot, lag erst wenige Tage unter der Erde, und schon jetzt verzehrte er sich nach der Frau, die sein Bruder zurückgelassen hatte.

Mit einem tiefen Seufzen wandte er sich ab und schritt langsam den Pfad Richtung Parkplatz entlang, während eine sanfte Briese, die vom Meer her wehte, seinen Körper und sein Gemüt kühlte.

Sein Blick streifte die trutzige Ruine Dunnotar Castles, welche sich im silbrigen Glanz des Morgenlichtes einsam und verwegen auf ihrer Klippe erhob. Ihr Anblick erinnerte ihn an jenen Sommerabend, als Julia ihm den Engelsflügel umgehängt hatte. Heimlich hatten sie sich Zutritt zu der Ruine verschafft, die eigentlich nur bei Tageslicht zugänglich für Touristen und Besucher war. Ein Ort, der für frisch Verliebte an Romantik kaum zu überbieten war.

Julia hatte diese alte Burg mit ihren unzähligen Verstecken und Geschichten, die sich im Laufe der Jahrhunderte um dieses Bauwerk rankten, geliebt.

Und er hatte sie geliebt. Ein Gefühl so stark und innig, dass es zeitweise schmerzte. Dennoch hatte er geglaubt, dass dieser Liebe niemand etwas anhaben konnte. Wie sehr er sich doch täuschte. Es gab Menschen, die diese Verbindung zwischen ihm und Julia nicht gut hießen, die alles daran setzten sie zu beenden. Kiran hob unbewusst die Hand. Seine Finger berührten die unebene Stelle an seiner Stirn. Die Narbe war ein Mahnmal, welches ihn täglich daran erinnerte, dass Sekunden genügten, um ein Leben gänzlich zu verändern. Müde strich er sich durch das feuchte Haar. Letztendlich hatten sie gesiegt, weil sie mächtiger waren. Weil sie es verstanden hatten Kiran in seinen Möglichkeiten zu begrenzen. Er war gegangen und hatte Julia verletzt und zerbrochen zurück gelassen. Die Wunden, welche er ihr zugefügt hatte, waren so tief, dass sie sich nie gänzlich verschließen würden. Das war es, was ihn am meisten schmerzte.

Die letzte Nacht hatte ihm bitter nahe gebracht, wie es hätte sein können. Seite an Seite mit ihr. Mit der Frau, die einst für ihn das Leben bedeutet hatte. Und sie hatte ihm gezeigt, dass ihr selbstloser Verzicht nichts als Opfer gefordert hatte.

Der BMW stand einsam und verlassen auf dem Parkplatz. Auf der fernen Straße hörte Kiran das Rauschen eines nahenden Motors, während über ihm die Möwen mit klagendem Laut ihre Runden zogen.

In einem Anflug tiefster Verzweiflung, schlug er mit der geballten Faust gegen das in der Sonne silbrig schimmernde Autodach. Hätte er den Mut gehabt sich ihr zu offenbaren, damals vor über zwanzig Jahren und das Vertrauen in ihre Weisheit, dass sie richtig entschied, gleichgültig wie alt sie war, wäre es möglich gewesen, das Leben zu leben, welches er sich einst erträumt hatte?

Diese Frage war es, die ihn in den späten Stunden der Nacht aus ihrem Bett hinaus auf die Straße trieb. Sie schlief fest und ruhig in seinen Armen. Ihr Atem ging gleichmäßig, und auf ihren Zügen lag seit Wochen zum ersten Mal wieder ein halbwegs entspannter Ausdruck. Alles was er wollte war, so neben  ihr verharren. Den Blick auf sie gerichtet halten, um sie vor weiterem Leid zu bewahren. Und doch hielt er es nicht eine Sekunde länger aus, ihre Nähe so intensiv zu spüren, ohne sie wirklich zu berühren. Er wusste, dass er sich auf verbotenem Grund bewegte. Dass das Eis unter seinen Füßen bereits brüchig wurde und gefährlich zu knacken begann.

So hatte er sich vorsichtig aufgerichtet und sie noch einen Augenblick stumm betrachtet, bevor er sich über sie beugte, einen Kuss auf ihre Lippen hauchte und sich leise erhob.

Als er nun die Lungen mit der klaren Morgenluft füllte, spürte er, wie ein Teil der Anspannung, die ihn in Besitz genommen hatte, ganz langsam von ihm abfiel.

Er würde versuchen, die Dinge hier vor Ort so gut wie möglich zu regeln. Sowohl was den Fortbestand der Destille betraf, als auch Tristans geheimnisvolle Geliebte, die so überraschend für sie alle in das Familienleben gebrochen war. Und dann würde er so bald als möglich in sein Leben aufbrechen, in dem er nicht täglich Gefahr lief sich selbst zu verlieren.

Mit einem leisen Summen öffneten sich die Türen, als Kiran die Fernbedienung betätigte. Ganz allmählich erwachte der Strand zum Leben. Vereinzelt tauchten Fußgänger auf, die Hunde an einer langen Leine führten. Autos bevölkerten nach und nach den Parkplatz, als Kiran auf die Straße bog und den Wagen Richtung Maiden Fair lenkte.

 

 

Ihr Lieben, 5.November 2017

nun dauert es nicht mehr lange, dann ist mein zweiter Roman draußen. Das E-Book wird vorerst nur bei Amazon erhältlich sein, aber das Taschenbuch gibt es überall online, und natürlich auch in Deiner Buchhandlung vor Ort.

In wenigen Tagen werde ich eine exklusive Leseprobe hochladen und Euch präsentieren. Solange schaut doch schon mal auf Suchbuch vorbei.

Ganz liebe Grüße und bis bald

Ihr Lieben, 7. Oktober 2017

Ihr Lieben,

ich habe mal wieder ein kleines Gewinnspiel für Euch. Drei Taschenbücher meines Romans STIGMATA, im Wert von 14,90 pro Stck. natürlich signiert, und drei Kaffeebecher mit Covermotiv stehen zur Verfügung. Was Ihr tun müsst? Einen kleinen Eintrag in meinem Gästebuch, hinterlassen, wie Euch meine Seite gefällt und warum Ihr das Buch gewinnen möchtet, dann seid ihr automatisch dabei.  Die Verlosung endet nächste Woche Samstag, den 14. Oktober um 0.00Uhr. Die Gewinner werden per Losverfahren ermittelt. Ich freue mich über zahlreiche Teilnehmer. Viel Glück!

Hallo Ihr Lieben, 27.August 2017

schön, dass Ihr mal wieder vorbeischaut. In naher Zukunft werde ich meinen zweiten Roman, Dark Spirit - Das Vermächtnis veröffentlichen. Ihr dürft gespannt sein...

Es gibt wieder viel Liebe, Leidenschaft und jede Menge Intrigen. Dark Spirit erzählt die Geschichte der alt eingesessenen Familie Carmichael im sagenumwobenen Schottland. Kiran Carmichael kehr, nach dem Tod seines Bruders, zurück nach Maiden Fair, sein Elternhaus, und begegnet dort seiner Jugendliebe Julia, ebenso wie seinem Vater Aaron, der verlernt hat, sein Kind zu lieben. Die Existenz der gesamten Familie ist bedroht und zwingt Kiran zum Handeln, doch die Zeit ist begrenzt und Kiran sieht sich mit vielen Unwägbarkeiten, dunklen Geheimnissen und alten Verletzungen konfrontiert... 

Ich hoffe, dass ich das E-Book Ende September hochladen kann. Über Anmerkungen und Kommentare im Gästebuch würde ich mich freuen.

Eure Silvia 

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Hallo Ihr Lieben,

eben bin ich zurückgekehrt von der Leipziger Buchmesse. Ganz stolz durfte ich sein, da dort mein Buch Stigmata präsentiert wurde. Mein Buch, neben denen bereits bekannter Autoren. Ein tolles Gefühl.

Die Buchmesse ist immer ein unglaubliches Erlebnis. Viele Menschen, viele Bücher und tausend Eindrücke.

Leider, wie immer, viel zu schnell vorbei.

Stigmata gibt es ab sofort in Deiner Buchhandlung des Vertrauens und online in sämtlichen Internetshops, als Paperback oder E-Book, ganz wie du magst.

Viel Spaß beim lesen. Ich würde mich über Deine Eindrücke sehr freuen.

 

Liebe Grüße

 

Deine Silvia 

 

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Hallo meine lieben Leser,

alle die Lust haben, mal in Stigmata hinein zu hören, habe ich auf You Tube  ein Kapitel als Hörbuch veröffentlicht.

Einfach diesem Link folgen: https://www.youtube.com/watch?v=H7tRcuBbbTw

Bin sehr gespannt auf Eure Reaktionen.

Liebe Grüße

Silvia Maria

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Für alle die Lust haben, noch ein bisschen in STIGMATA hinein zu schnuppern habe ich bei Suchbuch.de Kapitel 16 eingestellt.

Einfach dem Link folgen:

http://www.suchbuch.de/leseproben/belletristik/stigmata/5126

 

...und nun viel Spaß beim lesen.

 

Wenn es Euch gefällt, würde ich mich über eine kleine Anmerkung sehr freuen.

 

Liebe Grüße

Eure Silvia Maria de Jong

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Gestern ist mein Buch Stigma, bei Amazon veröffentlicht worden.

Stigma  spielt an einem realen Ort in Frankreich, den ich selber sehr liebe. Die I'le d'Oleron an der Atlantikküste.

Die Idee zu diesem Buch kam mir in einem Sommerurlaub mit meiner Familie auf eben dieser Insel. Der Roman ist einige Zeit in mir gereift, bevor ich ihn tatsächlich niedergeschrieben habe.

Ich hoffe das Ihr so viel Spaß beim lesen habt, wie ich es beim schreiben hatte.

 

Es würde mich freuen eine Rückmeldung zu erhalten, wenn Euch die Geschichte um Liliana und Thierry begeistern konnte.

 

Eure Silvia Maria de Jong

 

Hallo meine Lieben,


nun dauert es nicht mehr lang, dann wird mein zweites Buch veröffentlicht.

Das E-Book erscheint am 24.11.2017 bei Amazon. Die Druckversion habe ich heute in Auftrag gegeben. Das Taschenbuch ist vorläufig nur über mich zu beziehen. Wenn ihr Interesse habt meldet euch gerne. Und nun wünsche ich euch allen eine tolle Zeit. Spätestens bis zum 24.


Eure Silvia